Wie in dem Blogpost
Meine Ernährung bereits beschrieben, habe ich mich seit Frühjahr 2011 nach den Regeln des alten Weight Watchers Systems. Dieses System war für mich sehr erfolgreich, weil ich damit abnehmen konnte, ohne zu verzichten. Einzige Voraussetzung für die Durchführung dieser Ernährungsumstellung: Man muss die Punkte der einzelnen Lebensmittel kennen/ausrechnen und addieren. So weit, so gut.
In den letzten zwei Monaten, die ich in London verbracht habe, war es für mich allerdings kaum möglich zu bestimmen, was ich esse. Ich habe in einer Gastfamilie gelebt (genau genommen in zweien, aber nach drei Wochen bin ich umgezogen - die beste Entscheidung!), die mir Frühstück und Abendessen gemacht hat. Das Abendessen war warm, so wie das in England bzw. bei Berufstätigen häufig der Fall ist. Eine schöne Brotzeit, so wie in Deutschland, gibt es dort nicht. ;-)
Ich hatte daher generell nur begrenzte Mitbestimmungsrechte beim Essen, was für mich aber auch in Ordnung war, immerhin gehe ich nicht nach London, um dann nach deutschen Traditionen oder Weight Watchers zu essen.
Ich habe meiner zweiten Gastmutter dennoch gesagt, dass es mir wichtig ist, frisch und gesund zu essen. Da sie ein sehr verständnisvoller Mensch war und sich selbst gesund ernährte, war es für sie nicht schwer, meinen Wunsch umzusetzen. Es gab meistens Fleisch oder Fisch und dazu Salat oder Gemüse. Morgens habe ich Haferbrei oder Schwarzbrot gegessen und mittags habe ich mir auch Salat, Suppe oder Schwarzbrote auf die Arbeit mitgenommen.
Da ich in vielen Fällen trotzdem nicht wusste, wie viele Punkte mein Essen hatte, noch den Kopf dafür hatte, ständig alle neuen Lebensmittel zu berechnen, habe ich es einfach sein lassen. Und ich muss sagen: es lief gut. Trotz einiger Ausrutscher (man will ja auch die unbekannten Süßigkeiten und anderen Leckereien probieren), habe ich es geschafft, mich gesund zu ernähren, ohne diesen Punkte-Zwang im Hinterkopf zu haben.
Ich habe mich auch vorher schon öfter gefragt, wie es eigentlich weiter gehen soll mit meiner Ernährung. Ich habe meinen Geschmack und meine Lebensweise soweit umgestellt, dass "gesund" für mich jetzt einfach der Standard ist. Trotzdem habe ich noch gezählt. Weight Watchers sieht eine Punktezahl zum Abnehmen und eine zum Gewicht-Halten vor. Aber da man ja davon ausgeht / ausgehen möchte, dass man sein Gewicht nach einer Diät / Ernährungsumstellung sein Leben lang nur noch halten muss, müsste man ja für immer Punkte zählen. Das wollte ich nicht. Und ich muss ehrlich zugeben: manchmal fühlte ich mich regelrecht besessen von diesem ganzen Punkte-Zählen. Dauernd habe ich im Kopf kalkuliert, was dieses und jenes Lebensmittel jetzt für Auswirkungen auf die verbleibende Punktzahl hatte. Deswegen bin ich froh, dass ich durch meine Auslandserfahrung zum Ausstieg "gezwungen" wurde.
Seit ich wieder zuhause bin, koche ich auch wieder wie vorher. Ich liebe es einfach zu kochen und habe es in den zwei Monaten in London wirklich sehr vermisst.
Ich achte natürlich darauf, dass ich nicht zwei mal am Tag Nudeln oder Fleisch esse, oder mir nach einer ausgiebigen Brotzeit nicht noch Süßigkeiten reinstopfe, aber trotzdem fühle ich mich insgesamt freier und flexibler, weil ich viel weniger über meine Ernährung nachdenke. (Wobei ich glaube, dass ich immer noch mehr darüber nachdenke als der Durchschnittsbürger, aber es kommt ja auch darauf an, wie man darüber nachdenkt).